Buddhistische Psychologie

Die buddhistische Psychologie ist eine spirituelle Lehre mit einer uralten Tradition. Sie sieht das Leben als grundsätzlich wertvoll und schützenswert an. Die tiefe Erkenntnis im Buddhismus sieht einerseits das körperliche Leben auf Erden mit all seinen existierenden Bedingtheiten und Abhängigkeiten und andererseits das geistige Leben, mit all dessen Wirkungen und Entwicklungspotentialen.

Vom wahren Gehalt her existieren zu anderen Lehren und Religionen weitgehende Parallelen. Aufgrund der Wertschätzung des Lebens, dem Bemühen um Bewusstheit und dem Entwickeln von liebevoller Achtsamkeit, ist die buddhistische Psychologie eine Lehre die nicht verurteilt, sondern um Erkenntnis bemüht ist.

Siddharta, ein Wandermönch, ist auf der Suche nach spiritueller Erkenntnis und wählt wie andere zunächst den Weg radikaler Askese. Da der Erfolg ausblieb, entschloss er sich unter einen Pappelfeigenbaum zu sitzen und zu meditieren. In den folgenden Stunden versenkt er sich immer tiefer, bis er schliesslich zu vollkommener geistiger Klarheit gelangt — und plötzlich die Zusammenhänge des Lebens erkennt. Er erwacht — und wird so zum Buddha, zum Erwachten. Sich selbst sieht er nicht als Heiligen und verlangt keine blinde Gefolgschaft. Stattdessen fordert er seine Zuhörer immer wieder auf, sich von allem ein eigenes Bild zu machen: "Akzeptiert nichts, nur weil es ein anderer gesagt hat."

Es gab etwa 400 Jahre nach dem Tod Buddhas zwei buddhistische Hauptströmungen: die konservative "Lehre der Alten" (Theravada) und die neue Lehre, das "Grosse Fahrzeug" (Mahayana). Beide Richtungen gründen sich auf der Lehre Buddhas, betonen jedoch unterschiedliche Aspekte: Die Anhänger des Theravada oder dem "Kleinen Fahrzeug" (Hinayana) streben die eigene Befreiung — nach dem Vorbild Buddhas — zu einem von Leid befreiten Zustand an. Dies wurde von den Anhängern des Mahayana als egoistisch angesehen. Sie wollten die Erleuchtung nicht allein zum eigenen, sondern zum Wohle aller Wesen erreichen. Diese Haltung kommt besonders im Ideal des Bodhisattvas ("Erleuchtungswesen") zum Ausdruck. Er ist ein Mensch, der auf seine endgültige Befreiung, das Nirvana, verzichtet, um anderen dabei zu helfen, sich zu befreien. Aus Sicht des Mahayana besitzt jedes Wesen die Buddha-Natur und hat somit die Möglichkeit zur Buddha-Erkenntnis.

Aus dem Mahayana ging um etwa 500 n. Chr. eine dritte grosse Strömung hervor, der sogenannte "Diamant-Weg" auch "Diamant-Fahrzeug" (Vajrayana). In dieser Form gelangte der Buddhismus über Zentralasien nach Tibet, China und Japan. Der Diamant-Weg beinhaltet neben den Lehren des Mahayana zusätzlich noch so genannte Tantras, die u.a. Anweisungen für die rituelle Praxis geben. Ursprünglich war der Tantrismus eine eigene religiöse Bewegung, die im Nordosten Indiens aufkam und sowohl in den Hinduismus als auch in den Buddhismus einging. Durch die tantrische Komponente ist der Diamant-Weg-Buddhismus sehr sinnlich und voller Symbole geworden. Er betont die Bedeutung praktischer Meditations-Übungen, die das, was gelehrt wird, erfahrbar machen sollen. Dabei wird viel mit Visualisationen, Körperübungen, Atemtechniken und Klängen gearbeitet. Besonders deutlich zeigt sich das im tibetischen Buddhismus. Der Diamant-Weg lässt sich auch im Alltag praktizieren.

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