Herzenstüren
Neben dem Alltag, den Lebensinhalten in der äusseren Welt, gibt es eine Quelle in uns, die es uns ermöglicht, mit einer speziellen anderen inneren Haltung in der Welt zu sein. Öffnen wir uns unserem Empfinden, lassen wir die Impulse der Welt und unserer Mitmenschen uns selbst berühren, können wir mit unseren Gefühlen und unserem Empfinden das Leben in einer neuen Art erfahren. Es ist, als ob wir die Türen zu unserem seelischen Herzen öffnen und uns berühren lassen.
Das Verständnis unserer Verletzlichkeit wandelt sich in die Erkenntnis der Empfindsamkeit. So können wir lernen, nicht nur alle Gefühlsarten zuzulassen, sondern auch unserer seelischen Heimat näher zu kommen. Tief in unserem Herzen wird die wahre Liebe zum Leben erweckt und lässt uns und unseren Alltag in einem anderen Lichte erscheinen.
Es ist wichtig, die Sprache des Herzens zu lernen. Es ist notwendig verbal und nonverbal auszudrücken, was wir empfinden. Dies benötigt dann keine Erklärungen mehr, keine Rechtfertigungen, sondern wir lernen uns anzunehmen wie wir sind und wie es ist. Es ist ein Zeichen unseres Lebens, unserer Lebendigkeit und unserer Berechtigung hier zu sein. Mit der Sprache des Herzens können wir Liebe vermitteln.
Symbole dafür finden wir an verschiedenen Stellen, so unter anderem im Herzen Jesu, in der Buddha-Natur oder in mythischen Vereinigungsdarstellungen als den körperlichen Ort der Liebe. Einmal hörte ich von einem buddhistischen Lama: "Ihr im Westen lebt im Büro" und er zeigte mit seiner Hand zur Stirn (als Zeichen für den analytischen Verstand) "während wir im Osten im Schlafzimmer leben" und er zeigte mit der Hand auf die Herzregion (als Zeichen des Gefühls und der Liebe). Wenn wir aus dem Herzen leben lernen, lernen wir das Leben auch mit anderen Augen zu sehen — mit dem Auge der Liebe und des Lebens.
Die Sehnsucht nach Liebe und Ganzheit erfüllt sich uns, wenn wir die Türen unseres Herzens wieder öffnen. Aus Mangel an Vertrauen in uns selbst, in unser Herz und in die Welt, haben wir aufgrund unserer Lebensgeschichte die Herzenstüren verschlossen, um uns vermeintlich zu schützen. Jetzt geht es darum jeden Schlupfwinkel der Angst, der Unzulänglichkeit und der Verunsicherung aufzustöbern und die überholten Selbstbilder, uralten Ängste oder falschen Vorstellungen zu entdecken und durch das Licht unserer Bewusstheit jede dunkle Seite unseres Bewusstseins zu erhellen.